Schleusen – Antworten auf viel gestellte Fragen
Wußtest Du, dass Berlin insgesamt 8 Schleusen hat?
Eine der meist frequentierten Schleusen ist die Mühlendammschleuse, die wir täglich während unserer Damperfahrt Berlin passieren. Außerdem kannst Du bei unserer Brückenfahrt auf der Spree und dem Landwehrkanal die Ober- und Unterschleuse erleben.
Darüber hinaus gibt es noch die Schleusen in Charlottenburg, Neukölln, Spandau, Kleinmachnow und Plötzensee, an denen wir gelegentlich während einer Charterfahrt vorbeikommen.
In unserer kleinen Serie zum Thema Schleusen klären wir für Dich offene Fragen, die Du Dir vielleicht schon einmal selbst gestellt hast, oder die Deine Kinder oder Enkel während einer Schifffahrt an Dich gerichtet haben. Außerdem gehen wir in nachfolgenden Blogartikeln näher auf die einzelnen Berliner Schleusen ein. Machen wir also die Leinen los:
Hattest Du heute schon Oberwasser?
Wahrscheinlich hast Du schon einmal von der Redewendung „Oberwasser haben“ gehört oder hast sie schon einmal selbst benutzt. „Oberwasser haben“ bedeutet nichts anderes als sich gegenüber (eines/r) anderen Menschen in einer vorteilhaften Lage zu befinden. Die Redewendung stammt übrigens aus dem Mühlenwesen. Um ein Mühlrad anzutreiben, bedarf es Wasser, dass sich oberhalb der Mühle im Mühlbach oder Mühlgraben anstaut.
Das Pendat zum “Oberwasser” ist das “Unterwasser”. Und hier kommt unsere Schleuse ins Spiel. Jede Schleuse hat eine Kammer, die sowohl nach oben (Oberwasser) als auch nach unten (Unterwasser) durch jeweils ein Schleusentor verschlossen ist. Während des Schleusenvorgangs sind beide Tore geschlossen. Das führt uns zu der nächsten Frage, denn:
Wozu werden Schleusen überhaupt gebraucht?
Schon die Beantwortung der Frage stellt selbst so manchen Erwachsenen vor ein Rätsel. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, denn eine Schleuse wird immer dann gebraucht, wenn das Wasser in bestimmten Abschnitten einer Wasserstraße, wie z.B. ein Fluss oder ein Kanal unterschiedlich hoch ist.
Die Schleuse ist also dazu da, dass Wasser an diesen Stellen zu heben oder zu senken, damit Schiffe oder Boote auf der entsprechenden Wasserstraße überhaupt weiterfahren können.
Was genau passiert in der Schleuse?
Zum Absenken wird zunächst das Schleusentor auf der Seite geöffnet auf der sich das Schiff befindet, damit es in die Schleusenkammern einfahren kann. Nachdem das Tor wieder geschlossen wurde, fließt das Wasser in das so genannte Unterwasser, also den niedriger gelegenen Wasserstraßenbereich. Wenn das Schiff auf den Wasserstand des Unterwassers abgesenkt wurde, kann das Schleusentor in Fahrtrichtung geöffnet werden und das Schiff kann seine Fahrt fortsetzen.
Soll das Schiff angehoben werden, wird Wasser aus dem höher gelegenen Gewässerteil in die Schleusenkammer geleitet und zwar so lange, bis das Schiff dessen Niveau erreicht hat.
Was geschieht, wenn die Höhenunterschiede einer Wasserstraße zu groß sind?
In manchen Flüssen ist die Differenz so stark, dass eine Schleuse nicht ausreicht, damit Schiffe diese Stelle passieren können. In diesem Fall werden mehrere Schleusen hintereinander gebaut.
Reicht auch das nicht aus, sorgt ein Schiffshebewerk dafür, dass Schiffe die Wasserstraße durchfahren können. Doch im Gegensatz zu einer Schleuse, in der die Hubarbeit darüber geleistet wird, in dem der Wasserspiegel in der Schleusenkammer geändert wird, wird ein Schiff in einem Hebewerk entweder selbst oder eine kurze Kanalhaltung mit dem Schiff gehoben bzw. gesenkt. Doch auch hier gibt es Grenzen, denn manche Schiffe sind selbst für das größte Schiffshebewerk zu schwer.
Wie lange dauert ein Schleusenvorgang?
Wie lange eine Schleusung dauert hängt vor allem davon ab, wie groß die Schleuse ist bzw. wieviel Wasser die Schleusenkammer durchlaufen muss, ehe das entsprechende Niveau erreicht ist.
Die Schleusung in der Mühlendammschleuse dauert beispielsweise eine halbe Stunde. Doch die Wartezeit kann man sich ja versüßen mit einem leckeren Stück Kuchen mit einen Kaffee oder einem anderen Getränk bei uns an Bord. Steig doch einfach ein und erlebe die Schleusung in der Mühlendammschleuse, z.B. während unserer Dampferfahrt Berlin.
Wer hat die Schleuse erfunden?
Die Schleuse nach dem Prinzip der Ausnutzung von Wasserstandsdifferenzen geht auf den deutschen Bauingenieur Friedrich Ludwig August Hotopp (01.02.1854 – 16.01.1934) zurück. Das einmalige an den so genannten Hotoppschen Schleusen ist, dass sie ganz ohne elektrischen Energie auskommen. Sie werden lediglich durch das Wassergefälle in der Schleuse selbst angetrieben.
Dazu musst Du wissen, dass es zur der Zeit, als Hotopp das Prinzip erfand, noch keine Stromversorgung gab. Es musste also eine andere Lösung her, um die Höhenunterschiede des Wassers auszugleichen.
Das Bewegen der Schleusentore und Wasserschieber erfolgt bei der Hotoppschen Schleuse pneumatisch, also mit Hilfe von Druckluft. Diese Druckluft wird mittels Wassersäulen erzeugt, die vom Ober- zum Unterwasser fallen und in speziellen Kesseln aufgefangen werden.
Außerdem sorgen kleine Ventile in den Rohrleitungen zwischen Saugkessel und Hebern dafür, dass die Schleusenkammer mit Wasser entweder gefüllt oder entleert werden kann.
Die erste Hotoppsche Schleuse kam zum Einsatz, als der Elbe-Lübeck-Kanal in den Jahren 1896 bis 1900 gebaut wurde. Noch heute funktioniert diese Schleuse nach demselben Prinzip. Darüber hinaus gibt es noch 8 weitere Hotoppsche Schleusen weltweit, eine in den USA, sechs auf dem Elbe-Lübeck-Kanal und zwei in Kleinmachnow. Zwar werden die Hotoppschen Schleusen nach und nach durch modernere Varianten ersetzt. Bemerkenswert jedoch ist, dass diese Technik seit 110 Jahren durchgehend funktioniert.
Tipp: Vielleicht hat Dich dieser Artikel neugierig gemacht auf mehr zum Thema Schleusen, dann lies doch einfach unsere Beiträge über die Mühlendammschleuse in der Spree oder den Landwehrkanal mit der Ober- und Unterschleuse.
Titelbild: Daniela Pieper, Mühlendammschleuse im Frühjahr
Text, Bildrecherche und Gestaltung: Daniela Pieper