Maritime Redewendungen und ihre Bedeutung

 

Text und Gestaltung: Daniela Pieper
Titelbild: WikipediaSturm in Fécamp, Fischereimuseum

Maritime Redewendungen | Von stürmischen Gewässern und seetauglichen Sprüchen

In unserer Sprache finden sich zahlreiche Metaphern und Ausdrücke aus der Seefahrt, die auf die Erfahrungen und Geschichten der Seefahrer zurückgehen. Sie öffnen uns ein Fenster in die Welt der Seefahrt, in Zeiten, als das Meer Freund und Feind zugleich war, als jeder verlassene Hafen und jeder neue Horizont Geschichten von Mut, Verrat, Entdeckung und Liebe bargen.

 Jedes Wort hat seine eigene Geschichte, die uns an die Herausforderungen und Abenteuer der Seemänner erinnert. Sie erzählen von den Gefahren der tückischen See, heldenhaften Rettungsaktionen, langen Nächten unter dem Sternenhimmel und den Hoffnungen und Träumen, die Menschen in ferne Länder führten. Lass uns nun in die Welt der maritimen Redewendungen eintauchen und herausfinden, wie sie entstanden sind und was sie heute bedeuten.

Foto: Wikipedia, Segelmanöver auf einem Großsegler (Ende 19. Jh.)


1. Die Segel streichen

In der Segelschifffahrt war es üblich, bei Sturm oder heftigen Windböen die Segel zu streichen, also einzuholen, um dem Wind keine Angriffsfläche zu bieten und so das Schiff nicht zu beschädigen. Außerdem war das “Segel streichen” auch ein Zeichen der Kapitulation gegenüber einem stärkeren feindlichen Schiff. Dieses Eingeständnis wurde schließlich zu einem Sinnbild.

Heute wird damit das Aufgeben oder Nachgeben in einer schwierigen Situation bezeichnet, sei es in einem Wettkampf, in einer Debatte oder angesichts unüberwindbarer Hindernisse.


2. In schwerem Fahrwasser sein

Stürmische Gewässer waren schon immer von Kapitänen und ihren Besatzungen gefürchtet, denn sie gefährdeten nicht nur die Schiffe, sondern erforderten auch geschicktes und erfahrenes Navigieren.

Mit der Zeit wurde diese Redewendung synonym für persönliche oder berufliche Schwierigkeiten benutzt. Sie soll uns daran erinnern, dass die Umstände uns oft auf eine harte Probe stellen können, genauso wie uns die stürmische See herausfordert.

Foto: Wikipedia, Das holsteinische Dorf Hafkrug an der Neu- städter Bucht während der Sturmflut‘ (13.11.1872)

 

Foto: Wikimedia, SMS Blücher kentert und sinkt am 25. Januar 1915

3. Schiffbruch erleiden

Einen Schiffbruch zu erleiden war in der Seefahrtsgeschichte eines der schlimmsten Unglücke, das oft mit katastrophalen Folgen für Besatzung und Fracht verbunden war. Am 24. Januar 1915 nahm die S.M.S. Blücher an der Schlacht auf der Doggerbank teil. Dabei drang ein feindlicher Treffer tief in die im Schiff liegende Munitionstransportbahn ein und entzündete etwa 40 Kartuschen. Durch die Explosion war das Schiff in Brand. Ein zweiter Torpedo verursachte letzlich, dass  der großer Kreuzer der Kaiserlichen Marine sank. Dennoch konnten einige Mitglieder der Besatzung rechtzeitig über Bord springen und konnten gerettet werden.

Heute steht dieser Ausdruck „Schiffbruch erleiden“ für Misserfolge, sei es im beruflichen oder privaten Bereich.

4. Jemanden ins Boot holen

In der Seefahrt war es überlebenswichtig, eine starke und zuverlässige Besatzung an Bord zu haben. Aus diesem Grund wurde besonderer Wert darauf gelegt, nach Möglichkeit die besten Seeleute anzuheuern bzw. “ins Boot zu holen”.

Inzwischen geht es nicht mehr um das “reine” Überleben. Vielmehr wird diese Redewendung im modernen Sprachgebrauch benutzt, um jemanden in ein Projekt, ein Team oder eine Initiative einzubinden, um von seinen Fähigkeiten oder seinem Einfluss zu profitieren.

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Foto: Wikipedia, Teil einer militärischen Schiffsbesatzung um ca. 1900

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Video: Wikipedia, Rudergänger auf einem Segelschulschiff (1951)

5. Das Ruder aus der Hand geben

Wer das Ruder in der Hand hielt, hatte Kontrolle über das gesamte Schiff. Entsprechend groß war die Verantwortung.

Im heutigen Sprachgebrauch steht dieser Ausdruck häufig für das Loslassen der Kontrolle oder Führung in einer Situation, möglicherweise zugunsten einer anderen Person.

6. Vor Anker gehen

Der Begriff „vor Anker gehen“ bezeichnet ein Manöver, bei dem ein Schiff seinen Anker auswirft, um an einem bestimmten Ort zu verweilen. Ein Schiff, das vor Anker liegt, hat keine Verbindung zum Ufer, sondern hält seine Position mit Hilfe des Ankers im Meeresgrund oder auf dem Grund eines Sees oder Flusses.

Heute bedeutet die Redewendung im übertragenen Sinne, sich irgendwo niederzulassen oder für eine gewisse Zeit innezuhalten. Es kann sowohl in der wörtlichen Bedeutung des Anlegens als auch metaphorisch als Verweilen oder Rasten verstanden werden.

Foto: Stockfoto, vor Anker liegenden Yachten 

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Foto: Wikipedia, Zusammenfassende Darstellung von Seeungeheuern aus der Carta Marina (einer Seekarte aus dem 16. Jahrhundert)

7. Seemannsgarn spinnen

Nach Monaten oder gar Jahren auf See hatten Seeleute oft die abenteuerlichsten Geschichten zu erzählen – ob wahr oder erfunden, blieb oft ihr Geheimnis. Der Begriff wurde zum Synonym für das Erzählen von Übertreibungen oder Unwahrheiten, oft mit dem Ziel, den Erzähler besser dastehen zu lassen.

Wenn Du mehr über die Redewendung erfahren möchtest, dann lies doch einfach unseren Artikel > „Seemannsgarn spinnen“

8. Auf Kurs sein

Um sicher ans Ziel zu kommen, musste ein Kapitän stets darauf achten, dass sein Schiff auf dem richtigen Kurs blieb. Das hat sich bis heute nicht geändert. 

Inzwischen wird der Ausdruck „auf Kurs sein“ in einem anderen Zusammenhang verwendet: Er bedeutet, dass jemand oder etwas auf dem richtigen Weg ist, sei es im Beruf, im Studium oder im Leben allgemein.

Foto: Stockfoto, Navigationsoffizier inspiziert die Lage

 

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Foto: Wikipedia, Reinigung der Gorch Fock, 1968

9. Klar Schiff machen

Vor und nach jeder Reise musste das Schiff geputzt und in Ordnung gebracht werden – eine umfangreiche Aufgabe, an der oft die gesamte Besatzung beteiligt war, wie auf dem Foto bei der Reinigung des Holzdecks der Gorch Fock im Jahr 1968.

Der Begriff wurde zum Synonym für das Aufräumen und Vorbereiten, also Arbeiten, die oft einer großen Aufgabe, Herausforderung oder einer zu klärenden Angelegenheit vorausgehen.

 

10. Ins Blaue stechen

Seefahrer mussten manchmal ohne klare Richtung und ohne klares Ziel segeln, getrieben von Entdeckergeist oder aus der Not heraus.

In der heutigen Zeit wird diese Redewendung verwendet, um spontane Entscheidungen oder die Lust am Abenteuer zu beschreiben, vor allem, wenn man sich ins Unbekannte wagt.

Foto: Wikipedia, Illustration, 1862, Christopher Columbus entdeckt Amerika

 

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Foto: Stefan Magierski, Schifffahrt mit unserem Raddampfer auf der Spree

Zum Glück müssen unsere Kapitäne nicht mehr ins Blaue stechen. Und auf Kurs zu bleiben ist angesichts der modernen Technik unserer Schiffe auch kein Problem mehr. Deshalb kannst Du ruhig das Ruder aus der Hand geben, Dich entspannt zurücklehnen und Deine Schifffahrt bei uns von Anfang bis Ende genießen.

Sei versichert, dass wir vor Deiner Fahrt klar Schiff gemacht haben, damit Du Dich bei uns an Bord rundum wohl fühlst. Und statt Seemannsgarn zu hören, erfährst du spannende Infos über die schönsten Sehenswürdigkeiten von Berlin und vieles mehr. 

Also worauf wartest Du noch? Schau gleich in unseren Fahrplan und sichere Dir Deine Tickets! Wir freuen uns auf Dich!