Seemannslieder – mehr als nur nostalgische Melodien
Text und Gestaltung: Daniela Pieper
Titelbild: Wikipedia – Matrose an Bord der „Parma“
Seemannslieder | Geschichten von Heimweh, Liebe, Freundschaft und Abenteuern
Foto: Wikipedia, Flying-P-Liner „Peking“ auf hoher See
Einst…
als große Segelschiffe die Weltmeere eroberten und Handel und Kolonialismus das Meer zur Hauptstraße der Welt machten, waren Seemannslieder eine willkommene Abwechslung für die Seeleute an Bord.
Doch die Lieder wurden nicht nur zur Unterhaltung gesungen, sondern halfen den Seeleuten auch, im Arbeitstakt zu bleiben, z.B. bei schweren Aufgaben wie dem Heben der Anker oder dem Hissen der Segel.
Seemannslieder…
hatten neben ihrer Funktion als Arbeitslieder auch eine soziale Bedeutung.
Sie erzählten von Heimweh, Liebe, Freundschaft, aber auch vom abenteuerlichen Leben auf dem Meer und sorgten damit für Zusammenhalt und Gemeinschaft der Seefahrer, die über Monate ohne ihre Familien auskommen mussten.
Foto: Wikipedia, Originaldruck von Seeleuten bei der Arbeit an einem Spill
Video: Shanty Chor Bremerhaven – Rolling Home
Deutschland…
mit seiner langen Küstenlinie und bedeutenden Hafenstädten wie Hamburg, Bremen und Kiel hat eine eigene Tradition von Seemannsliedern entwickelt. Einige der bekanntesten sind:
Rolling Home: Dieses Lied, das die Freude und die Sehnsucht der Seeleute nach der Rückkehr in ihre Heimat zum Ausdruck brachte, wurde sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache gesungen.
Hamburg ist ein schönes Städtchen: In diesem Lied werden die Schönheit der Stadt Hamburg und ihre Bedeutung als Handelshafen gefeiert.
De Hamborger Veermaster: Dieses Lied erzählt von der Geschichte eines Hamburger Viermastseglers, der zum Symbol der maritimen Kultur der Stadt wurde.
Das Schiff streicht durch die Wellen: Das Lied beschreibt die schwere Arbeit auf See und die Gefahren, denen die Seefahrer ausgesetzt waren.
Mit der Industrialisierung…
und dem Aufkommen der Dampfschifffahrt trat die Bedeutung der Seemannslieder zunehmend in den Hintergrund. Doch die Lieder lebten in den Hafenkneipen weiter und wurden Teil des deutschen Volksguts.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten Seemannslieder in Deutschland eine Renaissance. Durch Interpreten wie Freddy Quinn wurden Seemannslieder wieder populär und nahmen in der deutschen Schlagermusik einen festen Platz ein.
Foto: Wikipedia, Freddy Quinn in der Musikhalle Hamburg, 1971
Video:
Noch heute…
werden Seemannslieder auf verschiedenen Veranstaltungen von Chören auf der ganzen Welt gesungen.
In Deutschland finden sogar große Festivals wie das „Internationale Shanty Festival“ in Bremen oder das „Dortmunder Shanty-Chor Festival“ statt.
Außerdem gibt es neben traditionellen Seemannsliedern auch Neuinterpretationen, wie z.B. von der Band Santiano in einem rockigen Stil.
Berlin verbindet…
mit seinen zahlreichen Flüssen und Seen eine besondere Beziehung zum Wasser.
Vor allem die Spree und die Havel – zwei der wichtigsten Wasserstraßen der Hauptstadt – verleihen der Stadt ein maritimes Flair.
Kein Wunder also, dass es auch in Berlin eine lebendige Szene von so genannten Shanty-Chören und Liebhabern von Seemannsliedern gibt.
Video: Shanty-Chor Berlin e.V. während des Tegeler Hafenfestes 2023
1985 gründete…
der ehemalige Chef der Berliner Wasserschutzpolizei, Heinz-Ulrich Lemke, mit 12 Kameraden, den Shanty-Chor Berlin e.V. Und der erfreut sich eines immer größeren Zustroms, denn in den 37 Jahren seines Bestehens hat sich die Zahl der aktiven Chormitglieder mit aktuell 50 Teilnehmern mehr als vervierfacht.
Neben zahlreichen Auftritten im Rahmen maritimer Veranstaltungen im In- und Ausland ist der Chor auch in karitativen Einrichtungen, wie in Kranken-, Pflege- und Seniorenheimen oder bei Schiffergottesdiensten aktiv.
Seemannslieder…
sind ein lebendiger Ausdruck maritimer Kultur und ein wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes. Umso schöner, dass diese Kulturgut weiterlebt und sogar internationale Veranstaltungen ausgetragen werden.
Ein Grund mehr, ein Seemannsliedchen anzustimmen, vielleicht bei einer unserer herrlichen Schifffahrten auf der Spree oder dem Landwehrkanal. Und wenn Du Lust hast, dann fahr doch einfach mit. Wir freuen uns auf Dich.
Foto: Daniela Pieper, Berliner Fernsehturm und Bodemuseum während unserer City-Mauer-Spreefahrt (Linie 1)