Historische Architektur-Highlights entlang unserer Linienfahrten

Text und Gestaltung: Daniela Pieper
Titelbild (Ausschnitt Kurfürstenhaus): Stefan Magierski

Die 5 architektonisch interessantesten historischen Gebäude entlang unserer Linie 1

Auf unseren Linienfahrten gibt es viele historische Gebäude zu entdecken. Aber auch solche, die nicht in jedem zweiten Reiseführer zu finden sind. Welche das sind und was sie besonders macht, erfährst du in diesem Artikel.

1. Mondäne Wohnhäuser im Hansaviertel

Am Holsteiner Ufer, auf der Uferseite, an der sich auch unser Hauptanleger befindet, gibt es nicht nur ein Gebäude, sondern gleich eine ganze Häuserzeile in bemerkenswerter Architektur. Die im Stil der norddeutschen Renaissance und des Barock errichteten Häuser blieben zum Glück von den Bomben des 2. Weltkrieges verschont.

Das Besondere an diesen heute denkmalgeschützten Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert ist, dass sie vier Stockwerke haben. Das entsprach eigentlich nicht der damaligen Bauordnung, denn üblich waren damals nur drei Geschosse. 

Die exquisite Lage direkt an der Spree war wohl auch der Grund dafür, dass die Häuser mit einem Souterrain inklusive Zugang zu einem idyllischen Vorgarten ausgestattet wurden – ideal zum Beobachten der vorbeifahrenden Schiffe.

Auch wenn eine Baumreihe heute die direkte Sicht auf die Spree verhindert, so bleibt die Lage unbestritten einmalig schön. 

Foto: Wikipedia, Gebäude am Holsteiner Ufer nahe unserer Anlegestelle

Foto: Stefan Magierski, Gebäude am Schiffbauerdamm 8

2. Ein Eckhaus in dem Gutes geschieht 

Kurz nachdem wir während unserer City-Mauer-Spreefahrt die S-Bahnbrücke des Bahnhofs Friedrichstraße passiert haben, siehst Du auf der linken Seite ein prächtiges Wohn- und Geschäftshaus, dass durch seine Neorenaissance- und Neoklassizismus-Elemente, inklusiven Zwerchgiebel, Erker und Balkone beeindruckt. 

Das denkmalgeschützte Gebäude am Schiffbauerdamm 8, wurde 1884-1885 im Auftrag von Johann Friedrich Koepjohann erbaut. Koepjohann, ein Berliner Schiffbaumeister und Unternehmer, gründete 1792 die Koepjohannsche Stiftung, um Witwen und Waisen zu unterstützen. Heute zählt die Stiftung, der auch weitere Häuser in der anliegenden Albrechtstraße gehören, zu den ältesten Berlins. Sie finanziert durch Vermietung und Verpachtung soziale Projekte in den Bereichen Frühe Hilfen, Seniorenarbeit, Nachbarschaftshilfe und Wohnungslosenhilfe.

Neben seiner historischen…

Bedeutung ist der Schiffbauerdamm auch für seine lebendige Gastronomieszene bekannt, die viele Berliner und Besucher anzieht.

Besonders beliebt ist die Ständige Vertretung (kurz StäV), eine Kneipe, die sich als Vertretung der rheinischen Kultur in Berlin versteht. Der Name bezieht sich auf die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR, die von 1974 bis zur Wiedervereinigung 1990 bestand. 

Bevor die damaligen Inhaber Friedhelm „Friedel“ Drautzburg und Harald Grunert 1997 die Kneipe in Berlin eröffneten, waren beide bereits seit den 1970er Jahren als Gastronomen in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn tätig. Als Reaktion auf den Hauptstadtbeschluss des Deutschen Bundestages, 1999 von Bonn nach Berlin zu ziehen, entschlossen sie sich, ihren Standort nach Berlin zu verlegen. 

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Foto: Daniela Pieper, Ständige Vertretung Terrassenbereich direkt am Wasser

3. Ein Haus nur für wohlhabende Damen

    Gegenüber des Bode-Museums steht ein interessanter 3-geschossiger Mansarddachbau im Stil des wilhelminischen Neobarocks, den Du auch während unserer Schifffahrten auf der Spree entdecken kannst. 

    Das Gebäude der Ida-Simon-Stiftung wurde zwischen 1909-11 nach Plänen von Georg Thür errichtet und diente als Privatklinik für Frauen der “besseren Gesellschaft”. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Haus mit einem weiteren, 4. Geschoss aufgestockt und erhielt eine andere Dachform.

    Heute wird das denkmalgeschützte Gebäude als Wohnhaus genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleines Café, das die Besucher, die entlang der Spree flanieren, zu einer kleinen Pause bei Kaffee und Kuchen einlädt.

    Doch Achtung: Die Plätze im Freien sind sehr beliebt und nur mit etwas Glück findet man in den Sommermonaten einen schönen Tisch mit Blick auf die Spree und das Bode-Museum. 

    Foto: Stefan Magierski, das Gebäude der ehemaligen Ida-Simon-Stiftung heute

    Foto: Daniela Pieper, die ehemaligen Ida-Simon-Stiftung aktuell mit Café im Erdgeschoss inkl. Blick auf das Bode-Museum

    4. Ein ungewöhnliches Gebäude zwischen DDR-Plattenbauten

    Wenn wir auf unserer City-Mauer-Spreefahrt am Nikolaiviertel, dem ältesten Wohnviertel Berlins, vorbeifahren, fällt Dir vielleicht ein Gebäude auf, das sich von den anderen im DDR-Plattenbaustil unterscheidet. Das nach Plänen von Carl Gause im deutschen Renaissancestil mit roter Sandsteinfassade zwischen 1895-97 erbaute Kurfürstenhaus am heutigen Spreeufer 5 wurde nach dem Kurfürsten Johann Sigismund (1572–1619) benannt. 

    Obwohl der Kurfürst Johann Sigismund im Nachbarhaus Poststraße 4, dem eigentlichen Kurfürstenhaus, verstarb, wurde der Name auf das Gebäude in der ehemaligen Poststraße 5 (heute Spreeufer 5) übertragen. 

    Glücklicherweise überstand das Gebäude den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Es wurde in den Wiederaufbau des Nikolaiviertels integriert, der zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 abgeschlossen wurde.

    Zu DDR-Zeiten diente es dem Berliner Stadtkontor und der Direktion der Handelsorganisation (HO). Heute ist es Sitz der Servicestelle des Humboldt-Forums. 

    Foto: Stefan Magierski, Kurfürstenhaus im Nikolaiviertel (Berlins ältestes Wohnviertel)

    Fotos: Stefan Magierski, Radialsystem 

    5. Früher Pumpwerk, heute Kulturzentrum

    Auf der Strecke zwischen S-Bahnhof Jannowitzbrücke und unserer Anlegestelle an der East-Side-Gallery kannst du linkerhand ein spannendes Gebäude sehen, das historische und moderne Elemente vereint: das Radialsystem. Ursprünglich 1881 als eines der ersten Pumpwerke Berlins erbaut, entwarf der Architekt Richard Tettenborn das Gebäude im Stil der märkischen Backsteingotik, während Ingenieur James Hobrecht für die Kanalisation verantwortlich war.

    Mit dem rasanten Wachstum der Stadt wurde es 1905 auf die doppelte Fläche erweitert und war das größte der zwölf Radialsysteme in Berlin. Der Zweite Weltkrieg zerstörte den westlichen Teil, doch der östliche Teil blieb erhalten und wurde bis 1999 als Abwasserpumpwerk genutzt. Heute steht er unter Denkmalschutz.

    2006 erwachte das Gebäude als Radialsystem V zu neuem Leben und dient seither als lebendiges Kulturzentrum. Es bietet ein vielfältiges Programm aus Tanz, Musik und Musiktheater und ist ein Ort der Begegnung und Innovation, der seine historische Bedeutung mit einer neuen, kreativen Nutzung verbindet.

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    Foto: Daniela Pieper, unser Schiff Bon Ami während einer unserer Liniefahrten auf der Spree, im Hintergrund das Bode-Museum und der Berliner Fernsehturm